Reimut Schmitt (Berlin) Alfred Delp (15.9.1907 - 2.2.1945)
(Namensgeber für die Alfred-Delp-Schule in Hargesheim)
Alfred Delp wurde 1907 in Mannheim als ältester Sohn von sechs Kindern in einer gemischt-konfessionellen Ehe geboren und entschied sich als 14-jähriger für den Katholizismus. Während seiner Zeit von 1922 bis 1926 am Bischöflichen Konvikt in Dieburg arbeitete er aktiv im Bund Neudeutschland mit. Nach einem Noviziat im Jesuitenorden studierte er zwischen 1928 und 1931 Philosophie. Anschließend war er bis 1934 Jugenderzieher im Internat des Jesuitenkollegs in Feldkirch und Präfekt am Jesuitenkolleg St.Blasien.
Von 1934 bis 1938 studierte er Philosophie und empfing 1937 die Priesterweihe. Zwischen 1939 und ihrem Verbot 1941 war er Redakteur der angesehenen katholischen Zeitschrift „Stimmen der Zeit“, danach Rektor der Filialgemeinde St.Georg in München-Bogenhausen. Durch Veranlassung von Augustin Rösch 1) arbeitete er 1942/43 intensiv im Kreisauer Kreis 2) mit und konnte hier Grundlinien der katholischen Soziallehre in die Neuordnungspläne einfließen lassen, deren Gedanken er seit 1935 zu seiner „Dritten Idee des personalen Sozialismus“ gebracht hatten. Er nahm an der 2. und 3. Kreisauer Tagung teil, legte Denkschriften u.a. über die „Arbeiterfrage“ und das „Bauerntum“ vor. Delp trat jedoch nicht nur als Denker und Philosoph hervor, sondern stellte auch Kontakte von einzelnen Münchner Widerstandskreisen zur Gruppe um Moltke 3) her. Am 28. Juli 1944 wurde er in München verhaftet, am 11. Januar 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 2. Februar 1945 in Berlin Plötzensee hingerichtet.
1) Augustin Rösch (11.5.1893 – 7.11.1961) trat als Neunzehnjähriger dem Jesuitenorden bei und wurde 1925 zum Priester geweiht. Wiederholt musste er sich mit dem NS-Staat, der die Jesuiten unnachgiebig verfolgte, auseinandersetzen . 1941 lernte er Graf von Moltke kennen und führte wenig später Alfred Delp in den Kreisauer Kreis ein. Moltke erhoffte sich von beiden Anregungen, um die Neuordnungspläne für Deutschland auf eine breite christliche Grundlage zu stellen. Nach dem Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 konnte Rösch sich zunächst dem Zugriff der Polizei entziehen, wurde jedoch am 11. Januar 1945 von der Gestapo festgenommen, in das KZ Dachau gebracht und wenig später in das Berliner Gefängnis in der Lehrter Straße eingeliefert. Hier wurde er kurz vor dem Einmarsch der sowjetischen Armee am 25. April 1945 freigelassen. Zwischen 1947 und 1961 war er Landesdirektor der Bayerischen Caritas.
2) Seit 1940 fanden sich in Berlin, auf dem schlesischen Gut Kreisau und in München Gesprächsgruppen oppositionell gesinnter Männer und Frauen aus unterschiedlichen sozialen Schichten und geistigen Traditionen zusammen. Ziel des Kreisauer Kreises war es, Grundzüge einer geistigen, politischen und sozialen Neuordnung nach dem Ende des Dritten Reiches zu erarbeiten.
3) Helmuth James Graf von Moltke (11.3.1907 – 23.1.1945) war Urgroßneffe des preußischen Generalfeldmarschalls Helmuth Graf von Moltke. Nach mehreren Auslandsaufenthalten während seiner Schulzeit studierte er seit 1925 in Berlin Rechts- und Sozialwissenschaften. Moltke, der den demokratischen Kräften seiner Zeit nahestand, verfolgte Hitlers Aufstieg mit offener Kritik. Daher verzichtete er 1933 auf ein Richteramt und ließ sich 1935 als Anwalt in Berlin nieder. Im September 1939 wurde er als Kriegsverwaltungsrat in das Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht in Berlin verpflichtet. Bereits 1939 verfasste er erste Denkschriften zur politischen Neuorientierung Deutschlands. Ab 1940 gehörte er zu den führenden Köpfen des Kreisauer Kreises. Moltke versuchte, seine Kontakte zu protestantischen und katholischen Kirchenführern und zu den Führern der politischen sozialdemokratischen Opposition systematisch auszuweiten. Nachdem er andere Widerständler vor einer Gestapoüberwachung gewarnt hatte und dies entdeckt worden war, wurde er am 19. Januar 1944 verhaftet. Seine Beteiligung an den Staatsstreichplänen wurde erst nach dem 20. Juli 1944 bekannt. Am 11. Januar 1945 verurteilte der Volksgerichtshof Moltke zum Tode. Er wurde in Berlin Plötzensee hingerichtet.
Quelle: Peter Steinbach und Johannes Tuchel (Herausgeber): Lexikon des Widerstandes 1933 - 1945