In Deutschland brennen Synagogen

Veröffentlicht am 08.11.2013 in Allgemein

Sigmar Gabriel

Schon vor zwei Tagen haben als Zivilisten verkleidete SS- und SA-Männer in Kassel und anderen hessischen Städten Synagogen verwüstet. Jetzt richtet sich der organisierte "Volkszorn" gegen jüdische Einrichtungen im ganzen Land. Hunderte Menschen werden umgebracht. Überall brennen Synagogen.

Als Vorwand für die Novemberprogrome dient den Nazis das Attentat auf einen NS-Diplomaten in Paris. Hinter dem Angriff auf jüdische Kultstätten und die Geschäfte jüdischer Bürger verbirgt sich ein beispielloser Raubzug. Der deutsche Staat und habgierige Bürger bereichern sich am Vermögen ihrer Nachbarn. Die Nazis verklären ihren Beutezug zur "Reichskristallnacht".

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel über die Bedeutung dieses Tages für die deutsche Geschichte:

"Der 9. November erinnert die Deutschen in jedem Jahr an Wendemarken ihrer Geschichte. Der Fall der unseligen Mauer, die Deutschland teilte, am 9. November 1989 ist das jüngste und freudigste Ereignis in dieser Reihe.

Aber gerade deshalb bleibt es der Auftrag eines jeden wirklichen Patrioten in diesem Land, die Erinnerung auch an die schrecklichen Kapitel der deutschen Geschichte lebendig zu halten. Der 9. November mahnt uns, dass eine lebendige Demokratie die einzige politische Ordnung ist, die in unserem Land ─ ebenso wie in jedem anderen ─ den Schutz von Menschen- und Bürgerrechten sicherstellt.

Wendepunkte der Geschichte
Manche dieser Wendemarken, wie etwa die Hinrichtung des
Revolutionärs und Parlamentariers Robert Blum vor 165 Jahren, sind zu Unrecht fast in Vergessenheit geraten. Diese obrigkeitliche Gewalttat markierte den Anfang vom Ende der demokratischen 1848er Revolution. Ihr Scheitern warf die Parlamentarisierung der deutschen Staaten um Jahrzehnte zurück.

Demokratie wurde hierzulande erst durch eine Revolution vor 95 Jahren, am 9. November 1918, erzwungen. Die Weimarer Republik zerfiel trotz aller Opfer, die gerade Sozialdemokraten für sie brachten, durch die hartnäckige Obstruktion ihrer Feinde.

Am 9. November 1923, vor 90 Jahren, versuchte Adolf Hitler mit seinem Putschversuch in München zum ersten Mal vergeblich, die Ergebnisse der Novemberrevolution umzudrehen. Zehn Jahre später gelang ihm dies auf legalem Weg.

Damit verloren Hitlers Gegner den rechtstaatlichen Schutz der Demokratie. Viele bezahlten das mit ihrem Leben. Im Zentrum des nationalsozialistischen Hasses standen neben den als "Novemberverbrecher" geschmähten Sozialdemokraten und Kommunisten die deutschen Juden.

Staatlich verordnete Pogrome
Deren Ausgrenzung aus ihrem eigenen Land betrieben die Nationalsozialisten zunächst mit kleinen, dann immer drastischeren Schritten. Den ersten Höhepunkt erreichte die Verfolgung der jüdischen Bürger in Deutschland in der Nacht vom 9. auf den 10. November vor 75 Jahren. Weil die Pogrome in diesen Novembertagen des Jahres 1938 zu den beschämendsten Momenten unserer Geschichte gehören, dürfen wir sie nie vergessen.

 
 

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